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In Klausur gehen

Den Begriff Klausur (von spätlat. clausura „Verschluss“, von lat. claudere „schließen“; verwandt mit
Klause) verwendet man für abgeschlossene Teile eines Klosters, in den sich Mönche für geistliche
Aufgaben zurückziehen; natürlich ist der Begriff auch Schülern und Studenten bekannt, die in abgeteilten ruhigen Räumen schriftlich geprüft werden.

Seit vielen Jahren zieht sich auch der Vorstand der Zahnärztekammer in Klausur zurück, um konzentriert Aufgaben und Probleme zu diskutieren und Lösungsmöglichkeiten zu finden, wenn dafür die üblichen, kürzeren, abendlichen Sitzungen nach der Arbeit nicht ausreichen. Ein Ortswechsel kann da auch inspirierend wirken, gemeinsame Mahlzeiten und Pausen wirken teambildend.

Schon bald nach der „Wende“, als die Hamburger Kammer bei dem Aufbau der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommerns beraten konnte und sich der Zahnärztetag in Warnemünde etablierte, wählte der Hamburger Vorstand Warnemünde zum Ziel der Klausurtagung. Vielfach passten Vorträge aus dem Programm des Zahnärztetages zu den Themen der Klausur und es ergaben sich informelle Zusammenkünfte und ein Gedankenaustausch mit den Vorstandskollegen der Schweriner Kammer. Auch die Mitglieder der beiden Ausschüsse der Versorgungswerke nutzten und nutzen diesen Termin für gemeinsame Beratungen.

Auch im Jahr 2018 wurde dieser nun traditionelle Ort und Termin gewählt, weil sich bestimmte Themen eben besser in einer zweitägigen Klausur am Freitag und Sonnabend beraten lassen. Die Anreise des Präsidenten Konstantin von Laffert, des Vizes Dr. Thomas Einfeldt, der weiteren Vorstandsmitglieder Dr. Maryla Brehmer, Dr. Jan Bregazzi und Dr. Thomas Clement, sowie des Geschäftsführers Dr. Peter Kurz am Donnerstagabend führte nach dem Einchecken im Hotel an den Hafen an der Warnow – und dort zum Frischbrötchen-Imbiss. Äußerst imposante Raubmöwen von der Größe junger Seeadler lauern dort, um arglosen Binnenländern und Süddeutschen Rollmöpse oder Bücklingsbrötchen abzujagen. Offenbar hielt uns eine dieser Seeräuberinnen für Touristen und flog eine Attacke auf meinen Bismarckhering! Der Autor dieser Zeilen kann die Leser beruhigen – ein Hamburger lässt sich den Hering nicht so leicht vom Brötchen nehmen. Warum überhaupt von Möwen berichten? Weil es menschlich ist, dass Kammervorstandspersonen nach der Praxisarbeit und nach der Autobahnfahrt erst mal zum Hafen schlendern, entspannen und miteinander klönen. Und weil es erlaubt sein sollte, dass man die übliche Routine verlässt und auch einen Blick von der Promenade über die Ostsee auf einen Abendhimmel wirft und sich daran erfreut und feststellt: Es gibt auch Meer als Datenschutzgrundverordnung, Qualitätsmanagement-Systeme, Hygiene-Auflagen, Investmentfonds, die in Praxisketten investieren wollen, zu sichernde elektronische Patientenakten und IT-Firmen, die damit Geld verdienen wollen und Fachkräftemangel…

Pünktlich um 9 Uhr am Freitag begannen von Laffert, Einfeldt, Brehmer, Bregazzi, Clement, der Geschäftsführer Dr. Kurz und als Gast der Vorsitzende des Versorgungsausschusses, Dr. Helmut Pfeffer, mit dem Klausurprogramm. Zunächst ging es um die aktuelle Entwicklung, dass Investment-Manager Fondvermögen in lukrativ erscheinenden Segmenten der Gesundheitswirtschaft anlegen wollen. Waren schon früher Dialyse- und Radiologie-Zentren im Fokus der Anleger, sind seit einigen Monaten auch deutsche Zahnarztpraxen Ziel der Banker und Betriebswirte, weil es über den Umweg „Klinik-Besitz irgendwo im Land“ (und sei diese Klinik auch ganz klein) möglich ist, bundesweit rein (zahn-)medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu gründen, in denen man Zahnärzte anstellt und ihnen Aufgaben und Stellen zuweist. Es gilt offenbar „Marken“ zu bilden, Ketten, Franchise-Unternehmen in Position zu bringen, mit denen eine Marketing-Offensive möglich wird. Die betriebswirtschaftliche Überlegung, eine marktwirtschaftliche Strategie „Supermarkt versus Einzelhändler“ auf das Gesundheitswesen zu übertragen, mag ja für Hedgefond-Manager reizvoll sein. Die zahnärztlichen Berufsorganisationen betrachten diese Entwicklung aber mit Sorge. Der Hamburger Kammervorstand diskutierte ausgiebig über die Strategien von BZÄK und KZBV und zahnärztlichen Verbänden, und wie man auf Landesebene die Kollegenschaft informieren sollte und welche Bündnispartner gefunden werden müssen, um milliardenschweren Investmentfonds etwas entgegen setzen zu können.

Der nächste Tagesordnungspunkt der Klausurtagung beschäftigte sich mit den vielfältigen gesetzlichen Aufgaben und Vorschriften, die die Kammer zu erfüllen len hat. Veränderungen der Rahmenstrukturen und der demografische Wandel führen auch zu Veränderungen der Praxisformen und der Berufsausübung. Ein Ansteigen der Zahlen angestellter Zahnärztinnen und Zahnärzte hat zudem Auswirkung auf die Verwaltungsarbeit der Zahnärztekammer und auf den Haushalt. Der Vorstand diskutierte, wie Aufgaben, Ausgaben und Einnahmen unter einen Hut zu bringen sind und welche wirtschaftlichen Konsequenzen mit der Delegiertenversammlung zu diskutieren und zu entscheiden sind.

Die Klausurtagung wurde dann kurz vor 13 Uhr unterbrochen, um die Gelegenheit zu bieten, an der Eröffnungsveranstaltung des Mecklenburger-und Vorpommerischen Zahnärztetages teilzunehmen. Der Programmschwerpunkt der Fortbildung war auf den innovativen Workflow in der Zahnmedizin und Zahntechnik gerichtet. Digitale Planung, Dokumentation und Therapie, innovative Werkstoffentwicklungen und neue Materialien, 3D-Druck, VR-Artikulator, 3D-Navigation waren die Stichpunkte, die das Publikum in das Tagungszentrum an der Ostsee lockten – und einen Besuch in der vielfältigen Dentalausstellung
ermöglichten.

Für den Vorstand und den Geschäftsführer ergab sich abends beim Gettogether die Möglichkeit zum informellen Gedankenaustausch mit den Vorstandskollegen aus Mecklenburg-Vorpommern.
Am Samstagmorgen wurde die Klausurtagung dann fortgesetzt mit den Themen Einbindung junger Zahnärztinnen und Zahnärzte in die zahnärztliche Selbstverwaltung und spezielle Fortbildungsveranstaltungen dazu. Dann berichteten die Mitglieder des Vorstandes und der Vorsitzende des Versorgungsausschusses aus ihren Arbeitsbereichen (Gutachter-Wesen, Hygiene, Öffentlichkeitsarbeit, GOZ, Röntgen, Gleichwertigkeitsprüfungen, ZFA-Aus- und Fortbildung, Prävention, Alters- und Behinderten-ZM). Es wurden die aktuellen Dienstbesprechungen abgehandelt, Angelegenheiten der Berufsordnung diskutiert und Entscheidungen getroffen, berufsgerichtliche Ermittlungen einzuleiten. Termine, die im Zusammenhang mit der bevorstehenden Wahl zur Hamburger Delegiertenversammlung stehen, wurden koordiniert und über die BZÄK-Bundesversammlung im November diskutiert sowie die bevorstehenden Koordinierungs-Konferenzen einzelner Referenten abgesprochen.

Fazit: Eine Klausurtagung bietet deutlich mehr Zeit für die ausgiebige Diskussion und Ideenentwicklung als die üblichen abendlichen Sitzungen. Die gemeinsamen Mahlzeiten im Tagungshotel und Pausen auf der Promenade oder am Strand dienen dem kollegialen Miteinander und dem Teamgeist. Der Vorstand kehrte motiviert von diesem Ausflug nach Warnemünde in den Heimathafen Hamburg
zurück.

Dr. Thomas Einfeldt