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Information der Zahnärztekammer und der KZV Hamburg

Moin Herr Prof. Beikler – Herzlich Willkommen in Hamburg!

Prof. Dr. Dr. Tom Beikler (50) hat am 1. März 2018 nach Stationen u.a. in Seattle/USA, Münster und Düsseldorf die Leitung der Poliklinik für Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde am UKE übernommen. Der Zahn- und Humanmediziner hat damit Prof. Dr. Ibrahim Nergiz abgelöst, der diesen Bereich kommissarisch geleitet hatte. Anlass für das HZB, den neuen Klinikleiter der Hamburger Zahnärzteschaft mit einem Interview vorzustellen.

HZB: Herr Prof. Beikler, zunächst einmal ein Herzliches Willkommen in Hamburg im Namen von Kammer und KZV! Wir freuen uns sehr, dass das UKE einen so versierten Spezialisten für u.a. parodontale Erkrankungen gewinnen konnte.

Prof. Beikler: Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Zahnmedizin, aber auch aus anderen humanmedizinischen Fachdisziplinen möchte ich hier in Hamburg vor allem im Bereich Parodontologie und Prävention Akzente setzen.

HZB: Wie genau werden die Schwerpunkte in diesem Bereich aussehen?

Prof. Beikler: Die grundlegende, meine Arbeit bestimmende Auffassung ist, dass die Trias aus Klinik, Lehre und Forschung eben nicht im goldenen Elfenbeinturm sitzender Weise entwickelt werden und stattfinden darf, sondern ganz im Gegenteil: Alles was ich tue, hat einen konkreten klinisch-praktischen Bezug, interdisziplinäres Denken und Patientenorientierung sind dabei entscheidende Faktoren. Das möchte ich auch meinen Studierenden vermitteln: Gerade in der Zahnmedizin herrscht manchmal ein eindimensionales Kochrezept- und Schubladendenken vor. Das mag in vielen Fällen hilfreich und auch richtig sein, wichtig ist allerdings, die krankheitsauslösenden und -bestimmenden Zusammenhänge zu verstehen, um kausal zu therapieren. Gerade in der Parodontologie ist diese Strategie ja oft entscheidend.

HZB: Warum haben Sie gerade in der Parodontologie den Schwerpunkt Ihrer Arbeit gesetzt?

Prof. Beikler: Da ich aus der Medizin komme, verknüpft die Parodontologie als Fachgebiet für mich in idealer Weise Zahnmedizin mit medizinischen Inhalten wie z. B. der Mikrobiologie und Immunologie, hat wechselseitige Bezüge zur Allgemeinmedizin und ist darüber hinaus auch eine sehr abwechslungs-reiche chirurgische Disziplin.

HZB: Was genau hat es mit Ihrem aktuellen Projekt, der Transplantation des oralen Mikrobioms, auf sich?

Prof. Beikler: Die Parodontitis wird u. a. durch ein „Umkippen“ der oralen Mikroflora, einer sog. Dysbiose, bedingt. Analog zur erfolgreichen Morbus Crohn-Therapie, bei der Erkrankten Stuhl von gesunden Verwandten übertragen, also „transplantiert“, und damit eine Besserung des Krankheitsverlauf erreicht wurde, versuchen wir zunächst ausschliesslich im Tierversuch die krankheitsbestimmende Dysbiose zu durchbrechen, indem wir gesunde Mikroflora in die erkrankte Mundhöhle einbringen und hoffen, damit das Krankheitsgeschehen zu beenden. Ein weiteres Ziel ist es, mittels dieses Ansatzes eine spezifische Strategie zur Prävention der Parodontitis zu entwickeln, die das Entstehen der Dysbiose und damit der Erkrankung mit ihren folgenschweren Konsequenzen für die Patienten verhindert.

HZB: In Hamburg wird ja gerade ein Modellstudiengang Zahnmedizin entwickelt, in dem die Studierenden ganz früh Patientenkontakt haben sollen.

Prof. Beikler: Ja, und diese Herangehensweise befürworte ich sehr. So früh wie möglich praktische Erfahrung am Patienten zu sammeln, halte ich für ungemein wichtig und das ist zugleich eine Herausforderung für uns hier in der Zahnklinik am UKE: Denn wie ich bereits in den ersten Tagen am UKE erfahren musste, herrscht leider Patientenmangel für die Studentenausbildung. Die Studierenden brauchen aber vor allem Patienten zum Üben. Deswegen meine Bitte an die niedergelassenen Kollegen, auch „normale“ Patienten mit einfacheren zahnmedizinischen Problemen, die natürlich prinzipiell auch ohne Schwierigkeit in den Praxen versorgt werden könnten, zu uns zu schicken und nicht nur die komplizierten Spezialfälle, die für die Studierendenausbildung nicht geeignet sind. Wenn jeder der Hamburger Kollegen nur einen Patienten im Jahr schicken würde, macht das den Einzelnen nicht arm, uns nicht reich, aber die Ausbildung unseres zahnärztlichen Nachwuchses bedeutend besser. Und das sollte unser aller Ziel sein!