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Information der Zahnärztekammer und der KZV Hamburg

Praxisgründung – 10 Fragen – 10 Antworten

Dr. Kathleen Menzel ist seit Januar 2019 Mitglied des Vorstands der Zahnärztekammer Hamburg und dort zuständig für die Themen junge Mitglieder und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 

Um jungen Kolleginnen und Kollegen aufzuzeigen, wie Zahnärzte ihre Praxisgründung erlebt, welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben und wie sie sich damit fühlen, interviewt Dr. Menzel frische Praxisgründer. Ihr ist es wichtig, deutlich zu machen, dass eine Selbstständigkeit auch heute bereichernd, wirtschaftlich und zeitlich gut möglich und mit Familie vereinbar ist. 

Erste Interviewpartnerin ist Frau Zahnärztin Ariane Nuss, die sich am 1.1.2020 mit der Übernahme einer Einzelpraxis selbstständig gemacht hat. 

Dr. Kathleen Menzel (KM) Ab wann und warum wollten Sie Zahnärztin werden?

Zahnärztin Frau Ariane Nuss (AN) Ich wollte Zahnärztin werden, nachdem ich in der zwölften Klasse ein Berufspraktikum bei meinem damaligen Zahnarzt, den ich sehr sympathisch fand, gemacht habe.

(KM) Wollten Sie sich schon immer selbstständig machen?
(AN) Ja, ich wollte mich schon immer selbstständig machen. Schon in der Assistenzzeit habe ich gemerkt, dass ich nur einen kompetenten Chef, der viel auf die Qualität achtet und viel von seinem Wissen weitergeben kann, akzeptieren kann. Und wenn ich mich so weit fühle, werde ich dann meinen eigenen Weg gehen.

(KM) Ab wann sind Sie in die konkrete Planung für die Selbstständigkeit gegangen?
(AN) Es kam eines Tages ein Gefühl, dass ich mich weiterentwickeln möchte. Ich wollte nicht mehr ein MVZ leiten, ich wollte, dass alles nach meinen Regeln läuft und einfach die Chefin im Hause sein!

(KM) Wie sind Sie die Gründung angegangen?
(AN) Zuerst habe ich mir die Praxisbörsen im Internet angeschaut und mir die Infos von der KZV geholt. Ich muss sagen, dass die KZV ganz tolle Unterstützung bei dem Thema Praxisgründung bietet. Ansonsten habe ich keine Veranstaltungen bzw. Seminare besucht.

(KM) Was hat Ihnen am meisten geholfen?
(AN) Vielleicht klingt es komisch, aber hauptsächlich war das meine Familie. Alle wussten, wie wichtig es für mich ist. Deswegen haben sie mir viel Arbeit, die man als Mama von 2 kleinen Kindern hat, abgenommen. Auch mein damaliger Chef vom MVZ, wo ich zuletzt tätig war, hat die Nachricht mit viel Verständnis entgegengenommen. Bevor ich mich auf die Praxissuche gemacht habe, habe ich zuerst mit ihm gesprochen und ihm meine Entscheidung mitgeteilt. Wir sind sehr freundlich auseinandergegangen und er hat mir noch viele Tipps bezüglich der Praxisübernahme gegeben. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. 

(KM) Was gefällt Ihnen am meisten an der Selbstständigkeit? 
(AN) Die Chefin zu sein!!! Ich kann mir alles bestellen, was ich haben möchte. Ich muss keinem erklären, warum ich das unbedingt haben möchte, sei es neue Technik oder andere Materialien. 

(KM) Was finden Sie nicht gut?
(AN) Definitiv zu wenig Urlaub!!! Ich habe definitiv nicht das beste Jahr für die Praxisübernahme erwischt und bin deswegen sehr vorsichtig, was das Thema Urlaub angeht. Ich glaube, nächstes Jahr gönne ich mir etwas mehr Erholungszeit.

(KM) Was würden Sie nicht noch mal machen?
(AN) Sowas gibt es eigentlich nicht.

(KM) Würden Sie es wieder machen?
(AN) Ich würde immer selbstständig machen! Das macht mir einfach Spaß!!!

(KM) Welchen Tipp würden Sie jungen Praxisgründern geben? 
(AN) Die wichtigste Sache ist zu entscheiden, ob man eine Praxis neu gründen oder übernehmen möchte. In einer Großstadt ist eine Neugründung ziemlich riskant, möglich ist natürlich alles.  Keine Angst haben die Verantwortung zu übernehmen. Wenn Sie als angestellter Zahnarzt viel umgesetzt haben, dann wird es in der Selbstständigkeit nur besser. Gut zum Personal sein und sich immer als Chef und Spezialist weiterentwickeln.

(KM) Vielen Dank für das Gespräch.


Kurz-Vita Zahnärztin Frau Ariane Nuss

Nach dem Abitur habe ich 2008 mit dem Zahnmedizinstudium an der Ludwid-Maximillians-Universität in München begonnen und das nach 5,5 Jahren 2013 erfolgreich abgeschlossen. Aus familiären Gründen bin ich kurz danach nach Hamburg gezogen und habe meine Assistenzzeit in 2 Praxen in Niedersachsen in 4 Jahren fertig gemacht und währenddessen 2 Kinder bekommen. Gleich nach der zweiten Elternzeit habe ich eine Stelle als MVZ-Leiterin angenommen. Ja, das war etwas riskant, ich war mir aber sicher, dass ich es schaffen werde und die Erfahrung einfach Gold wert sein würde. So war es auch. Nach 1,5 Jahren übernahm ich dann ab Januar 2020 eine Zahnarztpraxis in Hamburg Sinstorf.

In der kommenden Zeit sind folgende Veranstaltungen zum Thema Selbstständigkeit geplant:

  1. Praxisgründertreffen am 12.11.2020
    Jungen Praxisgründern wird Unterstützung und eine Plattform zum Erfahrungsaustausch angeboten.
  2. Existenzgründer- und Praxisabgebertag am 21.11.2020
    Die Veranstaltung bietet wichtige rechtliche, steuerliche und wirtschaftliche Informationen rund um Praxisgründung und Praxisabgabe. Zudem besteht die Möglichkeit, dass sich Abgeber und Übernehmer persönlich kennen lernen.
  3. Praxisführungsseminar beginnend im April 2021
    Das Seminar bietet kompakt all die Informationen, die im Studium nicht gelehrt wurden, aber für die tägliche Arbeit in der Praxis wichtig sind, egal ob man sich selbstständig machen oder als Angestellter mehr zu Praxisführung, Mitarbeiterführung, Vertragsgestaltung, Abrechnung etc. wissen will.

Wenn Sie an einer oder mehreren Veranstaltungen teilnehmen wollen oder Fragen hierzu haben, schreiben Sie eine Mail an die Kammer unter 
info@zaek-hh.de