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Einheitliche Empfehlungen zur Kariesprävention mit Fluorid bei Kleinkindern

Zahnmediziner und Kinderärzte legen gemeinsame Empfehlungen vor

 Zahnmedizin und Kinderheilkunde haben das gemeinsame Ziel, die Zähne von Kleinkindern von Beginn an gesund zu erhalten. Das Erreichen dieses Ziels hat mit den jetzt veröffentlichten „Einheitlichen Empfehlungen zur Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter“ kräftigen Auftrieb erhalten. Dabei sind zwei Aspekte von besonderer Bedeutung:

  • Die Empfehlungen sprechen sich für die Verwendung von Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1000 ppm ab dem ersten Milchzahn aus.
  • Die Empfehlungen werden gemeinsam von Zahnärzten und Kinderärzten getragen.

Kernpunkt der Empfehlungen ist die Verwendung einer Kinderzahnpasta mit 1000 ppm Fluorid (siehe Grafik auf Seite 6). Bis zum Alter von 2 Jahren soll hiervon eine Menge auf die Zahnbürste aufgetragen werden, die der Größe eines Reiskorns entspricht. Während bis zum Alter von einem Jahr alternativ noch die Fluoridtablette eingesetzt werden kann, sind die Empfehlungen ab dem Alter von 12 Monaten eindeutig pro Verwendung der 1000-ppm-Zahnpaste in Reiskorngröße. Ab dem Alter von 24 Monaten soll das Zahnpastenvolumen so gesteigert werden, dass es der Größe einer Erbse entspricht.

Gemeinsame Handlungsempfehlungen
Die Empfehlungen berücksichtigen und erlauben, dass auch in der Kita ein drittes Mal die Zähne mit einer fluoridhaltigen Kinderzahnpasta geputzt werden.
Vielen um den Erhalt gesunder Kinderzähne bemühten Zahnärztinnen und Zahnärzten war es über viele Jahre ein Ärgernis, dass ihre zahnärztlichen Empfehlungen zur Karies-prävention bei Kleinkindern oftmals nicht von den Kinderärzten geteilt wurden. Widersprüchliche Empfehlungen sind jedoch stark kontraproduktiv und werden letzten Endes insbesondere nicht den gesundheitlichen Interessen der Kinder gerecht.

Mit diesem äußerst unbefriedigenden Zustand ist jetzt Schluss. Alle für die Vermittlung der Kariesprävention relevanten Fachgesellschaften und -organisationen haben sich auf gemeinsame Handlungsempfehlungen geeinigt, die am 29.4.2021 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Wissenschaftliche Gesellschaften und Fachverbände von Zahnmedizinern, Kinderärzten und Hebammen haben unter Koordinierung des Netzwerks „Gesund ins Leben“, das an der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung angesiedelt ist, in einem langdauernden und mühsamen, aber konstruktiven Prozess nunmehr die Einigung auf die gemeinsamen Empfehlungen erreicht. 

Meilenstein für die frühkindliche Kariesprävention
Diese Einigung stellt einen Meilenstein für die frühkindliche Kariesprävention dar. Anstelle widersprüchlicher Hinweise gelten nun gemeinsame Handlungsempfehlungen für Kinder im Alter von null bis sechs Jahren. Damit wird vor allem den Eltern, aber auch den involvierten Fachkräften Sicherheit gegeben.

Hintergrund der gemeinsamen Empfehlungen ist der starke Handlungsdruck, der bei Kleinkindern offenkundig zutage tritt. In etwa jedes 7. Kind im Alter von 3 Jahren hat bereits Karies und im Alter von 6/7 Jahren sind es fast die Hälfte der Kinder. Als herausragender Baustein innerhalb eines kariespräventiven Gesamtkonzepts gilt die Anwendung von Fluorid mittels Zahnpasten. Dabei besteht eine Beziehung zwischen höherer Fluoridkonzentration und besserer Karieshemmung.

Europäischen Leitlinie zur Kariesprävention
Mit den gemeinsamen Empfehlungen wurde sorgsam der zu erwartende kariespräventive Nutzen gegenüber dem Fluoroserisiko abgewogen. Eine wichtige Rolle kommt der guten Dosierung der Zahnpastenmenge durch die Eltern/Betreuungspersonen zu. Dieses Erfordernis soll gleichermaßen von Zahnmedizinern und Pädiatern den Eltern vermittelt werden. Aus zahnmedizinischer Sicht bietet sich hierfür eine gute Gelegenheit bei der Umsetzung der neuen BEMA-Position FU Pr, bei der die Eltern im Rahmen der frühzahnärztlichen Untersuchungen praktisch zur Mundhygiene bei ihren Kleinkindern angeleitet werden.

Die neuen gemeinsamen Empfehlungen entsprechen mit Bezug auf die 1000-ppm-Pasten der Europäischen Leitlinie zur Kariesprävention mit Fluorid. In vielen Ländern werden derartige Pasten bereits seit Jahren für Kleinkinder verwendet, so dass die Sicherheit der empfohlenen Anwendung durch internationale Erfahrungen bestätigt wird. 

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde, von welcher der Einigungsprozess angemahnt und mit initiiert worden war, zeigt sich über das im Konsens erzielte Ergebnis der Empfehlungen außerordentlich zufrieden. Mit der breit gestreuten Kommunikation der Empfehlungen sowohl unter Zahnmedizinern als auch Kinderärzten sollte das Nebeneinander gegensätzlicher Ratschläge nunmehr endgültig der Vergangenheit angehören.

Die einheitlichen Handlungsempfehlungen zur Karies-prävention sind in der Monatsschrift Kinderheilkunde veröffentlicht worden. Sie stehen kostenlos zum Bestellen oder Herunterladen unter www.ble-medienservice.de bereit. Weitere Informationen werden in Kürze in den Zahnärztlichen Mitteilungen erscheinen. 
    
Prof. Dr. Ulrich Schiffner