Anfang Februar 2025 stellten sich in der Alstercity gesundheitspolitische Sprecher der Bürgerschaftsparteien den Fragen von anwesenden Zahnärztinnen und Zahnärzten. Auf dem Podium saßen Claudia Loss (SPD), Stephan Gamm (CDU), Deniz Celik (LINKE), Dr. Luzie Braun-Durlak und Timo Fischer (FDP), die Vertreter von Die Grünen und AfD mussten kurzfristig absagen. Moderatoren waren Kammerpräsident Konstantin von Laffert und der KZV-Vorsitzende Dr./RO Eric Banthien.
In seiner Begrüßung stellte Kammerpräsident Konstantin von Laffert fest, dass die Gesundheit bei diesen
Wahlen – im Bund wie in Hamburg – kein großes Thema sei. Trotzdem gebe es wichtige Forderungen der Zahnärzteschaft, über die zu diskutieren sei. Zunächst forderte der Kammerpräsident von der Politik ein, dass man das hohe Niveau der zahnmedizinischen Versorgung flächendeckend erhalte – bei angemessener Vergütung. Er forderte Konzepte, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken und den Erhalt des dualen Krankenversicherungssystems. KZV-Vorsitzender Dr./RO Eric Banthien unterstützte die Ausführungen des Präsidenten.
Beim Thema Bürokratie beklagte der Kammerpräsident, dass entgegen allen Versprechungen der Politik die Bürokratielast der Praxen immer weiter ansteige. Er führte die Regelungen zur Wischdesinfektion an, die nach neuestem Recht mit einem validierbaren Anpressdruck vorgenommen werden müsse. Die Politiker hatten keine Kenntnis von dieser Norm – zeigten sich entrüstetet und fragten nach der Sinnhaftigkeit. Um die Entbürokratisierung voranzubringen, schlug der CDU-Vertreter einen runden Tisch vor, um Missstände zu identifizieren und der Misstrauenskultur, die sich eingeschlichen habe, entschieden zu begegnen. Die SPD hat sogar bereits etwas unternommen: Es wurde eine Studie in Auftrag gegeben, die untersuchen soll, inwieweit Regelungen den Heilungsprozess von Patientinnen und Patienten positiv beeinflussen. Auf das Ergebnis warte man gespannt. Die FDP-Vertreter verwiesen auf ein Papier mit 500 konkreten Vorschlägen.
Beim Thema Investoren in der Zahnmedizin waren sich die Politiker aus allen Parteien weitgehend einig in ihrer kritischen bis ablehnenden Sicht der Fremdkapital-MVZ. Die FDP sei wohl – ähnlich wie die Unionsfraktion im Bundestag – in dieser Frage gespalten. Dass Regelungen notwendig seien, um renditeorientierte Medizin zu begrenzen und bedarfsgerechte Medizin zu fördern, darüber herrschte grundsätzlich Konsens auf dem Podium.
Interessant wurde es für die Zuhörer, als von Laffert die steigenden Sozialabgaben thematisierte – und sich mit Zwischenrufen aus dem Auditorium eine lebhafte Diskussion zur Bürgerversicherung entwickelte. Während die CDU das Zwei-Säulen-Prinzip favorisiert, die FDP sich auch eindeutig für den Erhalt des dualen Systems aussprach, waren sich SPD und Die Linke einig darüber, dass den steigenden Kosten und einer aus ihrer Sicht ungerechten Zwei-Klassen-Medizin mit einer Bürgerversicherung begegnet werden könne. Während die eine Seite mit dem britischen Gesundheitssystem der Einheitsversicherung argumentierte, das offenkundig in Schieflage geraten ist – konterten die anderen mit dem österreichischen Modell einer Bürgerversicherung. Bei aller kontroversen Sichtweise zur Bürgerversicherung waren alle wieder darüber einig, dass man Lösungen für die Kostenschraube im Gesundheitssystem finden müsse.
Kurz vor dem Veranstaltungsende wandte sich der Versorgungswerk-Vorsitzende Dr. Helmut Pfeffer an das Podium: Er sensibilisierte die Politiker dafür, dass aus seiner Sicht sämtliche Überlegungen, die Versorgungswerke in Frage zu stellen, zu erheblichen Belastungen der gesetzlichen Rentenkasse führen würden. Dr. Pfeffer legte anhand von Fakten dar, dass durch Bezüge und Lebenserwartung von Freiberuflern die gesetzliche Rentenkasse nachhaltig sehr stark belastet werden würde.
Nach zwei Stunden munterer Diskussion gingen die Zahnärztinnen und Zahnärzte mit dem Eindruck nach Hause, dass die Politiker beim Thema Bürokratisierung in weiteres Nachdenken gekommen sind. Die zahnärztlichen Moderatoren brachten absurde Beispiele für Bürokratie aus der Praxis, bei denen alle den Kopf schüttelten. Allerdings hatte die Politik wenig im Angebot, was kurz- oder aber auch mittelfristig hoffen lässt. Bei dem Thema Bürgerversicherung gehen Meinungen und Haltungen erwartungsgemäß auseinander. „Nach der Wahl ist eben vor der Wahl“, wie es ein Zuhörer resümierte.