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Das Portal für Zahnärzte
und Praxisteams

Zahnärzte bilden Zahnärzte aus!

Die Lehre der Zahnmedizin ist zweifelsohne keine leichte Sache. In ihrer Art ist sie wohl einzigartig: Die vorklinische Ausbildung findet im Hörsaal und im zahntechnischen Labor statt. Im klinischen Studienabschnitt wird praxisorientiert direkt am Patienten gelernt, das beinhaltet invasive Behandlungen durch Studierende an eigenen Patienten.

Hier wäre, wie in keinem anderen Fach, ein Eins-zu-Eins-Verhältnis von Lehrern zu Schülern zur optimalen Betreuung wünschenswert. Dies ist aktuell durch die sogenannte Kapazitätsverordnung nicht vorgesehen und darum auch nicht erreichbar. Das Team Lehre am UKE hindert dieser Umstand nicht daran, beständig an der Verbesserung der Lehrsituation zu arbeiten.

Neue Wege sind wir dabei in den vergangenen Jahren schon öfter gegangen. Vor fünf Jahren begannen wir, die studentische Ausbildung im Rahmen eines integrierten Kurskonzeptes durchzuführen. Weg vom starren und realitätsfremden Prinzip, in einem Semester Zahnerhaltung zu lehren und im nächsten Prothetik, wird der Patient nun als Ganzes betrachtet und nach seinen Bedürfnissen – wie in der niedergelassenen Praxis  – im Sinne des synoptischen Behandlungskonzeptes therapiert. Ob Füllungen, Therapie der Parodontitis und Endodontie, Diagnostik der Kiefergelenke und Zahnersatz sowie die kleine zahnärztliche Chirurgie: Spezialisierte Zahnärzte der zahnerhaltenden und prothetischen Polikliniken betreuen die Studierenden im Team. Auch inneruniversitär findet hier nun ein intensiver kollegialer Austausch statt. 

Darüber hinaus führten wir 2011 als erste und bisher einzige Zahnklinik in Deutschland eine komplett digitalisierte Dokumentation und Abrechnung auch für die Studierendenausbildung ein.

Die Lehre der Zahnmedizin geht aber über die rein inhaltlichen Bereiche hinaus. Patientenführung, Terminplanung, Abrechnung und Berufskunde sind einige Beispiele für bisher nicht optimal repräsentierte Themen im Rahmen des Studiums. Wie kann man hier Verbesserungen einbringen? Schaut man sich die Lehre der Zahnmedizin in anderen Ländern an, findet man Beispiele dafür, wie Kompetenz, Spezialistenwissen und Erfahrung aus der Praxis an die Lehrstätten zurückkehren. In Ländern wie den USA und der Schweiz nennt man sie „Dean’s Faculty“ und „Externe Instruktoren“, bei uns in Hamburg heißen sie „Externe Lehrbeauftragte“.

Eine kleine Delegation bestehend aus dem Ideengeber Prof. Dr. Guido Heydecke und der Botschafterin Dr. Christine Mirzakhanian, entwickelten das Konzept „Externe Lehrbeauftragte“ im Auftrag des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Von der Hamburger Zahnärztekammer unterstützt, führte unser Weg durch verschiedene Phasen. 

Zu Beginn stand die Verbreitung der Information über das Projekt in Bezirksgruppen, weiteren Fortbildungsveranstaltungen, Study Clubs und Qualitätszirkeln. Dann wurden interessierte Kollegen, mittlerweile waren es rund 70 Personen, zu „Schnuppernachmittagen“ in die Zahnklinik eingeladen. Hier wurde detailliert über die komplexen Abläufe in der Lehre informiert und die mögliche Zusammenarbeit beschrieben. Daraufhin folgte in enger Zusammenarbeit der Polikliniken für Zahnerhaltung (komm. Direktor Prof. Dr. I. Nergiz) und Zahnärztliche Prothetik der Einstieg von zu Beginn sechs zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen im Wintersemester 2014/2015 als externe Lehrbeauftragte.

Seit nunmehr drei Semestern haben sich inzwischen 18 in eigener Praxis niedergelassene Zahnärzte für dieses Ehrenamt entschieden. Sie sind einen Vormittag oder einen Nachmittag nicht in Ihrer Praxis, sondern kommen zu uns in die Zahnklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Hier beteiligen sie sich direkt an der Ausbildung der Studierenden des klinischen Studienabschnittes. Bei der Patientenbehandlung stehen sie den Studierenden des 7.-10. Semesters bei allen Behandlungsschritten mit Rat und Tat zur Seite. Sie teilen ihr Wissen, zeigen Wege für rationelles, noch praxisorientierteres Arbeiten. Die Studierenden profitieren auch von der langjährigen menschlichen Erfahrung im Umgang mit Patienten, erfahren ganz nebenbei Wichtiges im Feld der Berufskunde und zahnärztlichen Abrechnung. 

Die Studierenden, die Nutznießer des Projektes, haben in Ihrer durch das Dekanat semesterweise durchgeführten Lehrevaluation ihrer Begeisterung Ausdruck gegeben und die Unterstützung mit sehr guten Noten bewertet. Für sie beginnt die Verknüpfung in die Praxis jetzt schon aus der universitären Ausbildung heraus.
Der Austausch findet nicht nur in eine Richtung statt – praxisbezogenes Wissen fließt in den universitären Ablauf ein – es gibt aber auch eine Verknüpfung in die andere Richtung, einer Öffnung der Universität nach außen.

Unser praxisorientiertes Ausbildungskonzept noch weiter zu verbessern ist durch die niedergelassenen Kollegen geglückt. Eine von großer Verlässlichkeit geprägte, vertrauensvolle Zusammenarbeit ist gewachsen, in der die zahnärztlichen Kollegen eine Vorbildfunktion für die junge Generation der zukünftigen Zahnärzte übernehmen. Die externen Lehrbeauftragten fallen dabei durch ihr Engagement und ihre Persönlichkeit immer wieder sehr positiv auf. Sie vertreten Ideen oder bringen Verbesserungsvorschläge hinsichtlich Materialien oder Methoden. Dies unterstreicht deren besondere intrinsische Motivation und Begeisterung für die Aufgabe. Die Freiwilligkeit der Mitarbeit, die Hingabe zum Beruf des Zahnarztes und der persönliche Einsatz der niedergelassenen Kollegen sind Zutaten, die zu der erfolgreichen Umsetzung des Projektes „Externe Lehrbeauftragte“ maßgeblich beitragen.

Die „Externen“ sind wertvolle Mitglieder unseres Teams geworden, die wir nicht mehr missen möchten. Die Fortsetzung und Erweiterung durch neue interessierte Kolleginnen und Kollegen läuft beständig, und das Programm wächst entsprechend weiter.

Dr. Christine Mirzakhanian 
Kontakt über Sekretariat Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 
Frau Albrecht
A.Albrecht@uke.de
Telefon: (040) 7410 53267

Erschienen im Hamburger Zahnärzteblatt, Ausgabe März 2016