„Was machen Sie eigentlich in Sachen Azubi-Akquise?“
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
solche Anfragen erreichen die ZFA-Abteilung der ZÄK HH und somit mich, die ich als Vorstandsmitglied für dieses Referat verantwortlich bin, engmaschig und noch dazu forschen Wortes, zuweilen jenseits der handelsüblichen Höflichkeitsgrenze.
Nicht immer zu Unrecht. Warum?
Weil Sie und ich und wir und unsere Praxen täglich mit dem Leierkastenwort „Azubi- und Mitarbeiter-Mangel“ in vivo zu kämpfen haben.
Die Krise ist jetzt. Und sie ist nicht überraschend.
Dass Auszubildende nicht auf dem Baum wachsen, aber gleichermaßen ambitionierte Azubi-Einstellung unvermeidbar ist, hat unsere ZFA-Abteilung bereits 2010 im HZB beschrieben. Und heute, sechs Jahre später, ist die Schieflage schiefer denn je.
Die Spurensuche erspare ich Ihnen, die bedarf größeren Ausmaßes.
Wer jedoch auf Spurensuche gehen möchte, der möge sich in den Bologna-Prozess einlesen oder Dr. Google befragen oder den Bezirksgruppenversammlungen lauschen ... oder mich anrufen (bitte Zeitfenster einplanen!!!).
Nur soviel:
Wir verzeichnen bundesweit 840.000 Schulabgängerinnen und Schulabgänger, rund 188.000 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit Hamburger Schulen, die Akademisierungsquote liegt bei 60 %. Dass Duale Ausbildung ebenfalls Karrierechancen und oftmals besseren Berufseinstieg bietet, wissen viele Schulabgänger jedoch nicht. Jeder dritte Ausbildungsplatz kann nicht besetzt werden, in den neuen Bundesländern sogar jeder zweite.
Was Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, nun aber zu Recht interessiert, sind die Bemühungen der ZÄK HH hinsichtlich der Azubi-Gewinnung, also des Recruitings der künftigen MitarbeiterInnen angesichts dieser Schieflage.
Wussten Sie, was wir tun?
Nein, das können Sie nicht wissen.
Folgende Abteilungstätigkeiten, die wir für die ZFA-Azubi-Gewinnung unternehmen, möchte ich Ihnen darstellen:
Die ZÄK HH macht auf Ausbildungs-angebote aufmerksam, ist präsent im Berufsauswahlprozess, fördert die Berufsorientierung, platziert sich und ist präsent, spricht potenzielle Bewerber in der Schule und auf Messen direkt an, informiert über Aufstiegsmöglichkeiten und Förderung ... und ist auf Sie, die Ausbilderpraxen, angewiesen.
Die Wahrnehmung des ZFA-Berufsbildes im äußeren Spiegel bestimmt jedoch jede Ausbildungspraxis selbst. Um Azubi-Akquise sind wir bemüht, schlussendlich bestimmen aber Sie mit den Ausbildungsmodalitäten, die Ihre Praxis zu bieten bereit ist, das Ansehen der ZFA.
Die aktuelle ZFA-Azubi-Umfrage spiegelt mehr denn je die Unzufriedenheit unseres Mitarbeiternachwuchses in Sachen Wertschätzung, Anerkennung, Vergütung und insbesondere den zwischenmenschlichen Umgangston seitens der Ausbilderteams wieder.
Bei allem Verständnis, dass die Qualität der BewerberInnen für das ZFA-Berufsbild Ihren anspruchsvollen Erwartungen als Zahnarzt- und Ausbildungspraxis größtenteils nicht entspricht, gilt es, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Jedes Praxisuniversum trägt zur äußeren Wahrnehmung des Berufsbildes ZFA bei.
Ganz aktuell ist die ZÄK HH Kooperationspartner der Zukunftssäulen, einem Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Schulmarketing-Agentur DAS youngster GmbH und weiteren Partnern eines gemeinsamen Netzwerks von 11.000 Bildungseinrichtungen bundesweit.
„Gesucht und nicht gefunden, Fachkräftemangel in aller Munde“ ... das will keiner mehr lesen.
„Einmal ausspucken bitte!“ klingt dann doch interessanter. Und damit positionieren wir uns beispielsweise an über 50 schulischen Standorten in Hamburg.
Die zukünftigen Auszubildenden wachsen nach wie vor nicht auf den Bäumen.
Werden sie auch nicht. Das verleitet wiederum dazu, einzustellen, wer gerade mal einzustellen ist. Potenzielle Azubis, die weder über ausreichende Sprach- oder Lesekompetenzen verfügen. Bitte nicht.
Aber: Die ZÄK HH hat in ihrem Netzwerk seit 01.07.2016 eine neue Schnittstelle mit dem BQM (Beratungs- und Koordinierungsstelle zur beruflichen Qualifizierung von jungen Migrantinnen und Migranten) und W.I.R. (work and integration for refugees) und vermittelt ihr Angebot und Interesse, einem Flüchtling mit entsprechendem Status, erste ZFA-Berufserfahrungen über ein max. 3-monatiges Praktikum zu sammeln, sodass Sie als Ausbilderpraxis eventuell vorhandene Potenziale frühzeitig erkennen können (Kontakt: wiebke.reher@zaek-hh.de).
Wir werden weiterhin „SOS“ und „Need-assist“-Mails und Anfragen erhalten.
Meine Praxis-Personalproblematik unterscheidet sich keineswegs von Ihrer.
Aber, ich als Vorstandsmitglied und Praxisinhaberin gleichermaßen, kann für unsere ZFA-Abteilung deutlich sagen: „Das machen wir in Sachen Azubi-Akquise!“
Dr. Maryla Brehmer
Vorstandsmitglied ZÄK HH
Auflistung Tätigkeiten im Rahmen der Ausbildungsvermittlung
Werbemaßnahmen
- Zukunftssäulen flächendeckend in Hamburg
- Werbeflyer und Plakate für Praxen
- Neu: Werbekarte Slogan: „Einmal ausspucken bitte“
- Gelaufene Werbemaßnahme: Buswerbung
- Lehrstellenatlas für Schulen Hamburger Osten und Bergedorf (weitere gibt es noch nicht)
Messetätigkeiten
- Teilnahme an Ausbildungsmesse der AOK
- Teilnahme an Berufsorientierungsmessen-BO in Hamburger Stadtteilschulen
- Mümmelmannsberg
- Irina Sendler
- Otto-Hahn
- Wiechernschule-Horn
- Walddörfer
- Poppenbüttel, Am Heidberg in Kooperation mit Fritz-Schumacher-Stadtteilschule
- Luruper Hauptstraße - inklusive jährlichem Treffen mit Diskussion = Themen – z. B. = Schule trifft Wirtschaft – wie können Schüler auf duale Ausbildung vorbereitet werden / wie können Eltern über gute Ausbildung in Bezug auf Studium informiert werden und viele Themen mehr
- Nelson-Mandela-Kirchdorf
- Niendorf
- Bergstedt – inkl. H 18 Berliner Tor Kooperation – Berufseinstiegsbegleitung
- Am Hafen
- Helmut-Hübener – Benzenbergweg - Barmbek
- Eppendorf
Hier wird der Kreis jährlich erweitert und enthält die Kooperationen mit Handels u. Gewerbeschulen – AV- Maßnahmen – hier werden individuelle Gesprächs- bzw. Beratungstermine für interessierte Schüler vereinbart.
Die Integration von jugendlichen Migranten wird und wurde allzeit bedacht.
Teilnahme an großen Ausbildungs- u. Berufsinformationsmessen in Hamburg
- Messe Einstieg: 2 Tage
- Hanseatische Lehrstellenbörse: 2 Tag
- BARLAG Job Messe (Altona-Hafen Cruise Terminal): einmalig
- Tag der Gesundheitsberufe – Asklepios Ausbildungszentrum: 1 Tag
- BilleVue Hamburger Osten: 1 Tag
- Let´s Care Schnelsen: 2 Tage (einmalig)
- Hamburger Bildungskiez – Ausbildungs und Weiterbildungsmesse:1 Tag
- PARENTUM – Ausbildungsmesse in der Handwerkskammer – für Eltern und Schüler (1 Tag)
Netzwerke
- Ausbildungsförderung der Hamburger Wirtschaft e. V./ Handelskammer Hamburg
- BQ Ansprechpartnerin Frau Leistner W 4 - Kontakt zu den Schülern und Praxen
- EQ-Verein (wird von der Handelskammer für uns betreut, Kooperation)
- Jugendberufsagentur, Vorstellung Berufsbild + Anforderungsprofil für Interessierte und Sachbearbeiter
- Bundesagentur für Arbeit
- Jugendbildung Hamburg gGmbH – Assistierte Ausbildung
- Beratungsgespräche vor Ort in der Handwerkskammer Hamburg mit der Integrationsberatung für Flüchtlinge/Integrierte Nachwuchsgewinnung im Handwerk
- KWB – Koordinierungsstelle Weiterbildung u. Beschäftigung e. V.
- AKAL – Arbeitskreis Hamburger Ausbildungsleiter der Hamburger Wirtschaft
- Zusammenarbeit mit der zuständigen Anlaufstelle für Teilzeitausbildung – SAiT (Servicestelle Ausbildung in Teilzeit)
In der ZÄK
- Beratungen von Praxen, Klärung des Anforderungsprofils
- Vermittlung von Interessierten an Ausbildungspraxen
- Wöchentliche Beratungsgespräche mit interessierten Schülern in der Zahnärztekammer
- Bewerbungsmappencheck
- Klärung der Eignung für den Beruf ZFA
- Betreuung der Interessierten im BQ/EQ und der Ausbildungspraxen
- Begleitung aus BQ/EQ in Ausbildung
Stand: Juni 2016
Erschienen im Hamburger Zahnärzteblatt Ausgabe 08/2016